Lotus Notes – Ein Stück Computer Historie

Ja, so langsam ist es so weit. Die Pioniere der ersten Stunde von Computer und Internet kommen so ins gehobene Alter. Damit meine ich all jene, die zum Beispiel MS DOS und Windows 95 genutzt haben. Alle, die mal auf dem C64 gespielt und vielleicht sogar Lycos als ihre bevorzugte Suchmaschine genutzt haben. Sie alle haben unzählige Geschichten auf Lager über Produkte, die einst als Hoffnungsträger galten und dann gnadenlos untergegangen sind. Aber auch solche, bei denen es manche geschafft haben alle Herausforderungen zu meistern. Eine davon gehört zu Lotus Notes. Häufig schon totgesagt, erlebt es jetzt im reifen Alter von circa 30 Jahren einen neuen Frühling.

Die ganz große Lotus Notes Story

Im Jahr 1985 wurden PC´s noch mit MS Dos bedient. Einem Betriebssystem, wo man Befehle tatsächlich per Code eingab. Apple brachte jedoch einen PC heraus, auf dem man seine Dateien grafisch verwalten konnte. So gesehen hat Apple Windows „erfunden“. Bill Gates konnte seine DOS-basierte Variante erst 1985 liefern. Ab nun hieß die Devise: Nutzer von Codes fernhalten. Bedienung nur noch Low-Code, also möglichst grafisch.

1989 erblickte Lotus Notes das Licht der Welt. Es beherzigte das Low-Code-Prinzip und ermöglichte seinen Anwendern die grafische Verwaltung von Dokumenten. Enthalten waren Innovationen wie:

  • Zertifikatsbasierte Autorisierung
  • Grafische Bedienung ohne Code-Kenntnisse
  • Asymmetrische Verschlüsselung und Signierung von Dokumenten
  • Speicherung in einer verteilten NoSQL-Datenbanken
  • Zentrale Verzeichnisdienste

Kaum jemand kapierte wirklich, was das alles sollte. In den Unternehmen war die Idee noch nicht vorgedrungen, dass Dokumente verschlüsselt werden sollten und man digital hinterlegen kann, wer worauf zugreifen darf. Zudem wusste auch noch nicht jeder, wie hilfreich es sein kann vorgefertigte Formulare mit Hilfe von Notes zu erstellen.

Als das Produkt auf den Markt kam, konnte es jedoch sehr schnell Firmen überzeugen. Insbesondere Price Waterhouse Coopers, eine der größten Wirtschaftsprüfungen der Welt. Dort ist Dokumentenmanagement das A und O. Der Rubel rollte.

Im Jahr 1995 erwarb deshalb IBM durch eine feindliche Übernahme das Produkt und machte Lotus Notes zu IBM Notes. 3,5 Milliarden Dollar wurden auf den Tisch gelegt. Was darauf folgte war ein jahrelanges Versagen und Vernachlässigen. IBM schaute quasi tatenlos dabei zu, wie Microsoft ihnen mit Exchange die Kunden abknöpfte.

So ging das bis zum Jahr 2019. Zu dieser Zeit wurde das Produkt an HCL aus Indien weitergereicht. Die Inder wiederum polierten es auf Höchstglanz und fügten zahlreiche neue Features hinzu. Unter dem Namen Domino wird es heute vertrieben und es findet positiven Anklang.

Das hat man nicht oft. Eine Software, die 30 Jahre übersteht. Lotus Notes ist auf jeden Fall ein Stück IT-Geschichte geworden.